Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Portrait Markus Hiereth

Veröffentlicht im Echinger Forum 04/2025

"Klimahandel" und "Zuhören" - zwei Buchempfehlungen

Durch ein Radiointerview im letzten Jahr stach für mich Mojib Latif aus der Expertenschar zum Thema Erderwärmung heraus: Er zeichnete sich durch Verständlichkeit und angemessene Bewertungen aus. Vor allem wusste er zu motivieren: Ja, wir haben ein Problem! Also gibt es etwas zu tun! So kaufte ich mir "Klimahandel", Latifs jüngstes Werk.

Buchcover Klimahandel
Mojib Latif (2024), Klimahandel
Herder-Verlag
240 Seiten, 22,00 Euro

Anders als erwartet musste ich mich in der ersten Hälfte des Buches zur Lektüre zwingen. Mojib Latif liefert in erschlagendem Umfang Zahlen zur Erderwärmung und zu Extremwettern. Sensiblen Zeitgenossen kann dies nicht neu sein. Dass aber mit der schieren Menge von Daten bei Leugnern des Klimawandels etwas auszurichten ist, bezweifle ich. In der zweiten Hälfte hingegen, worin Latif seine Sicht auf Gesellschaft und Politik darlegt, stieß ich auf ebenso kraftvolle wie fundierte Diagnosen. So hält Latif beispielsweise fest, dass wir "nicht mehr richtig kommunizieren, weil selbst der banalste Austausch dem Profit unterworfen ist". Wobei er mit Profit nicht nur finanziellen meint. "Wir Menschen tun nichts, wenn wir nicht in irgendeiner Weise von unseren Handlungen profitieren." Diese Passage ließ mich an eine nichtssagende Mailantwort aus der aktuellen Korrespondenz zum missglückten 696er-Busfahrplans denken. Sie schien aus der Feder eines bezahlten "Öffentlichkeitsarbeiters" zu stammen.

Wertvoll an dem Buch ist mir Latifs Einordnung der Weltklimakonferenzen. Wenig mehr als "schöne Worte" erkennt er in ihren Abschlussdokumenten. Umso klarer umreisst er, wem welche Aufgaben zum Schutz des Klimas zufallen: Auf die Großen wird es ankommen. Die USA und China müssen beim Kohlendioxid-Ausstoß die Wende schaffen. Indien wiederum darf nicht den "alten" Industrienationen folgen. Deutschland hingegen, dessen Aufstieg und Wohlstand mit einem eigentlich unverantwortlichem Umgang mit Kohle, Öl und Gas verbunden ist, möge nun vorführen, wie Produktion und Konsum mit moderner Technik nachhaltig werden kann.

Buchcover Zuhören
Bernhard Pörksen (2025), Zuhören
Hanser-Verlag
336 Seiten, 24 Euro

In seinem Buch "Zuhören" geht Bernhard Pörksen der Frage nach, welche Faktoren entscheiden, ob Dinge öffentlich wahrgenommen werden oder in der Informationsflut untergehen. Eine der darin portraitierten Personen ist Stewart Brand, der in den USA der 1960ern meinte, eine Fotografie unseres blauen, im All schwebenden Planeten würde uns Rücksichtnahme auf die Erde und das Leben lehren. Tatsächlich funkte 1967 ein Satellit ein solches Bild zu Boden. Es bescherte der NASA riesige Aufmerksamkeit und markierte eine neue Epoche für die Menschheit. Bernhard Pörksen zufolge ist sich Stewart Brand über fünf Jahrzehnte treu geblieben. Er brauche "keine Anklagen, keine Tugendpredigten und kein Gejammer." Er ziele auf tiefgreifende Veränderungen auf der Ebene von Kultur und Zivilisation, weit weg von augenblicklichen Hypes. Noch immer wolle Brand "die Vorstellungskraft des Menschen erweitern, indem er Werkzeuge schafft und Anstöße zur Umorientierung liefert."

Markus Hiereth

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